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Über das Haus
Das Düsseldorfer Schauspielhaus – kurz D’haus genannt – ist das größte Sprechtheater Nordrhein-Westfalens und gehört zu den größten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Zum Programm des D’haus gehören Schauspiel, Junges Schauspiel und das Stadt:Kollektiv.
Mit seinen Inszenierungen und mit seinen unterschiedlichen Veranstaltungen wendet sich das D’haus der ganzen Stadtgesellschaft in ihrer Vielfalt zu. Hauptspielstätte ist das Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz. Der geschwungene weiße Bau des Architekten Bernhard Pfau ist ein ikonisches Wahrzeichen Düsseldorfs. Die Spielstätte des Jungen Schauspiels befindet sich in Düsseldorf-Rath, das Proben- und Produktionszentrum Central am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Generalintendant ist Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer Andreas Kornacki.
Ein Ensemble von gut fünfzig Schauspieler:innen, viele künstlerische Gäste sowie ca. 350 Mitarbeiter:innen aus den Bereichen Kunst, Technik, Kostüm und Maske sowie Verwaltung bringen insgesamt ca. 900 Vorstellungen pro Jahr auf die Bühne. In der Spielzeit 2023/24 konnte mit 252.300 Besucher:innen die höchste Zuschauer:innenzahl der vergangenen 35 Jahre erreicht werden.
Foto: ingenhoven architects HGEsch
Zur Architektur des Schauspielhauses
Das Düsseldorfer Schauspielhaus wurde von dem Architekten Bernhard Pfau entworfen und 1970 für das Publikum eröffnet.
— Die Grundrissdisposition weist eine kurvenreiche Linienführung auf; der skulpturale Baukörper, in der Höhe gestaffelt, ist eingeteilt in ein Großes Haus mit damals ca. 900 (heute ca. 730) Plätzen und ein Kleines Haus mit bis zu 300 Plätzen.
— Hinter der geschwungenen, weißen Verkleidung der Fassade befinden sich auch das Bühnenhaus, das den höchsten Teil des Bauwerks darstellt, die Hauptbühne sowie weitere Nebenbühnen.
— Die wellenförmige, organisch-abstrakte Formensprache des Gebäudes erinnert an Metamorphose, an den Wandlungsprozess der Natur, lässt aber auch an einen überdimensionalen (Theater-)Vorhang denken.
— Reizvoll ist der Kontrast mit dem benachbarten Drei-Scheiben-Hochhaus des Architekten Fritz Eller, in dessen Glasfassade sich das Schauspielhaus spiegelt.
— Bernhard Pfau wurde am 1. Juni 1902 in Mainz geboren.
— 1916 begann er ein Studium an der Großherzoglichen Hessischen Kunstgewerbeschule Mainz.
— Nach dem Studium ging er auf »Wanderschaft«, die ihn zuerst auf Einladung von Prof. Dr. Bruno Paul nach Berlin, später nach Italien, in die Schweiz und schließlich nach Wien führte, wo er mit Otto Wagner und Joseph Hoffmann zusammenarbeitete.
— Zurück in Deutschland, holte Emil Fahrenkamp Pfau Ende der 1920er Jahre nach Düsseldorf.
— In dieser Stadt, in der er den Großteil seines weiteren Lebens verbringen sollte, machte sich Pfau 1930 als Architekt selbstständig und setzte in seinem frühen Schaffen schwerpunktmäßig Akzente im Ladenumbau und der Errichtung von Wohn- und Geschäftshäusern.
— Nach 1933 erhielt Pfau als Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste und der Reichskulturkammer einzelne Aufträge in der Wohnungsarchitektur und einige Großaufträge für die Rüstungsindustrie und das nationalsozialistische Fliegerkorps.
— Zwischen 1938 und 1940 plante Pfau die Projekte für die Verwaltungsgebäude der türkischen Zuckerfabriken in Ankara und Eskişehir.
— 1941 als Privatarchitekt zur Luftwaffe eingezogen, wurde Bernhard Pfau nach Kriegsende in Frankreich verhaftet und interniert.
— Seiner Rückkehr nach Düsseldorf folgte die Gründung des »Düsseldorfer Architektenrings«, der sich gegen die Planungsabsichten der Stadt Düsseldorf für den Wiederaufbau der Stadt aussprach.
— In die Nachkriegszeit fällt die produktivste Phase seines architektonischen Schaffens, in der seine bekanntesten Werke, wie zum Beispiel das Haus der Glasindustrie, das Jugendhaus und das VHS-Studienhaus entstanden.
— Bis Mitte der 1980er Jahre war Bernhard Pfau als Architekt tätig. Er starb am 30. Juli 1989 in Düsseldorf.
— In den Spielzeiten 2016/17, 2017/18 sowie 2018/19 stand das Theaterhaus under construction und wurde umfassend saniert – in dieser Zeit kam das D’haus unter der Intendanz von Wilfried Schulz an viele verschiedene Orte Düsseldorfs, darunter auch in ein eigens aufgebautes Theaterzelt. Das Repertoire wurde in der Ausweichspielstätte Central am Hauptbahnhof gezeigt.
— Nach drei Spielzeiten im Central am Hauptbahnhof ging es in der Saison 2019/20 wieder zurück ins Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz. Das Unterhaus im Keller des Schauspielhauses wurde als experimentelle Spielstätte neu eingerichtet.
— Im Januar 2020 feierte das Düsseldorfer Schauspielhaus das Jubiläum 50 Jahre Schauspielhaus groß mit einem Festakt, drei Premieren und einem zweiwöchigen Programm.
Foto: ingenhoven architects HGEsch
Geschichte
Bis 1945
Die Geschichte des Schauspiels in Düsseldorf reicht bis in das Jahr 1747 zurück, als die Düsseldorfer:innen für ihren Kurfürsten Karl Theodor das Gießhaus umbauten.
— Nach der Niederlage Napoleons schenkte König Friedrich Wilhelm II. von Preußen der Stadt 1818 den kurfürstlichen Theaterbau am Marktplatz. Josef Derossi, österreichischer Schauspieler, wurde der erste Direktor des Stadttheaters.
— Der Dichter und Jurist Karl Leberecht Immermann übernahm 1834 die Leitung und brachte die Theaterkunst durch seinen neuartigen Regiestil zu einer ersten Blüte.
— 1873 wurde im Hofgarten, dort, wo heute die Oper steht, mit dem Bau des neuen Stadttheaters begonnen. 1875 wurde es fertiggestellt. In diesem Haus wurde mehr und mehr der Schwerpunkt auf die Oper gelegt.
— 1905 eröffneten Louise Dumont und Gustav Lindemann an der Karl-Theodor-Straße das Schauspielhaus Düsseldorf. Den größten Teil der Bausumme dieses Privattheaters brachte die in Stuttgart und Berlin erfolgreiche Schauspielerin Louise Dumont ein; den Rest teilten sich investitionsfreudige Düsseldorfer Bürger. Das Paar zelebrierte die Kunst des Theaters; höchste Ansprüche in Stil und Inhalt sollten den Geschmack des Publikums formen.
— Das Schauspielhaus wurde als Reformbühne berühmt, dem eine Theaterakademie angeschlossen war; einer ihrer Schüler wurde Gustaf Gründgens.
— 1932 starb Louise Dumont.
— Als das Experiment Deutsches Theater am Rhein (eine Theaterfusion des Schauspielhauses mit dem Schauspiel Köln) 1933 nach dem Machtwechsel scheiterte, erhielt Gustav Lindemann von den Nationalsozialisten keine Arbeitsmöglichkeit; im gleichen Jahr konnte er das Schauspielhaus an die Städtischen Bühnen verpachten.
— Ihr Generalintendant Walter Bruno Iltz wurde 1937 von dem Landesleiter der Reichstheaterkammer und Reichskultursenator Professor Otto Krauß abgelöst.
— Als der Krieg 1943 Düsseldorf erreichte, wurden auch die Bühnen bei Bombenangriffen zerstört. Das ehemalige Schauspielhaus Düsseldorf an der Kasernenstraße war so schwer getroffen, dass sich ein Wiederaufbau nicht lohnte.
Bis 1970
Im Oktober 1945 fand die erste Premiere mit Puccinis Tosca im notdürftig reparierten Opernhaus statt.
— Für die Jahre 1945 und 1946 übernahm Wolfgang Langhoff – vor dem Krieg Ensemblemitglied bei Dumont und Lindemann – die Intendanz. Als er nach Berlin ging, wurde Gustaf Gründgens 1947 auf diesen Posten berufen. Seine Begeisterung für das Theater riss trotz widriger Bedingungen Mitarbeiter:innen und Publikum mit.
— Inszenierungen, die in dieser Zeit entstanden, machten das Düsseldorfer Schauspielhaus zur bedeutendsten Theaterbühne Europas.
— Das Düsseldorfer Schauspielhaus wurde am 10. April 1951 als Neue Schauspiel-GmbH in einer gemeinsamen Initiative des Landes NRW, der Stadt Düsseldorf, der Gesellschaft der Freunde des Düsseldorfer Schauspiels e.V. unter der Beteiligung des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegründet.
— Vorausgegangen war ein Machtkampf mit Gustaf Gründgens als damaligem Generalintendanten der Städtischen Bühnen Düsseldorfs, der diese Neugründung der städtischen Kulturverwaltung abgetrotzt hatte.
— Damit wurde eine Herauslösung des Sprechtheaters aus dem Gesamtverband des kommunalen Dreisparten-Theaters vollzogen, verbunden mit größerer Eigenverantwortlichkeit und umfangreicheren Gestaltungsmöglichkeiten bei voller Etatverantwortlichkeit – eine Lösung, von der heutige Intendant:innen des Düsseldorfer Schauspielhauses immer noch profitieren.
— 1955 wechselte Gründgens nach Hamburg. Sein Nachfolger Karl Heinz Stroux festigte mit Klassiker-Inszenierungen und Stücken der klassischen Moderne den Ruf des Schauspielhauses.
— Der erste Standort des Düsseldorfer Schauspielhauses war von 1951 bis 1970 an der Jahnstraße 1b. Es war das umgebaute ehemalige Operettenhaus der Städtischen Bühnen, das sich aber besonders im Hinblick auf die Bühnengröße als zu klein erwies.
— Anfang der 60er-Jahre begann der Architekt Bernhard Pfau zusammen mit dem Technischen Direktor Willi Ehle, dem Statiker Haeserts und dem Akustiker Granert, die Vorentwurfspläne zu erstellen.
— Am 16. Mai 1965 wurde der Grundstein für das neue Düsseldorfer Schauspielhaus gelegt.
— Fünf Jahre später, am 16. Januar 1970, erfolgte dann die Eröffnung mit »Dantons Tod«.
Von 1970 bis heute
1972 übernahm Ulrich Brecht die Leitung des Düsseldorfer Schauspielhauses; ihm folgte 1974 Günther Beelitz und anschließend Volker Canaris als Generalintendant.
— Von 1996 bis 2006 wurde das Theater von Anna Badora, anschließend von Amélie Niermeyer geleitet.
— Ab der Spielzeit 2011/12 war der schwedische Regisseur Staffan Valdemar Holm Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses. Zuvor war er mehrere Jahre Intendant am Stadttheater in Malmö und am Königlichen Theater (Dramaten) in Stockholm.
— Im November 2012 trat Staffan Valdemar Holm aus gesundheitlichen Gründen zurück.
— Für ihn übernahm der Kaufmännische Geschäftsführer Manfred Weber die Interimsleitung des Hauses.
— Von März 2014 bis Juni 2016 führten Günther Beelitz als Generalintendant und Alexander von Maravić als Kaufmännischer Geschäftsführer interimistisch das Theater.
— Seit Beginn der Spielzeit 2016/2017 ist Wilfried Schulz Generalintendant und von 2016/17 bis Anfang 2022 Claudia Schmitz die Kaufmännische Geschäftsführerin des Düsseldorfer Schauspielhauses. Seit April 2022 ist Andreas Kornacki Kaufmännischer Geschäftsführer.